und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Deutsch-Polnische Energiekooperation

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Thema der Diskussion, die am 14.08.2013 beim Märkischen Presse- und Wirtschaftsclub, stattfand war: Wie viel länderübergreifende Energiepolitik gibt es zwischen Deutschland und Polen wirklich? Schlüsselwort für Polen ist vor allem Wirtschaftswachstum, Deutschland spricht mit großem Engagement von Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Glaubt man den jüngsten Medienberichten, gehen die Meinungen der Nachbarländer bei der Energiepolitik noch immer weit auseinander.“

Themen waren:

die Ringflüsse*, also Strom aus Erneuerbaren, der von Nord- und Ostdeutschland durch die polnischen Stromnetze Richtung zu Verbrau-cherzentren in Süddeutschland geleitet wird.

Herr Schwarzbach (50Hertz Transmission GmbH) machte deutlich, dass Strom sich aus physikalischen Gründen immer den Weg des geringsten Widerstandes sucht. Den innerdeutschen Netzausbau nannte Frau Dr. Michalak-Słomiany (Botschaft Polen) als wesentliche Lösung für die unkontrollierten Stromflüsse Richtung Polen. 50Hertz plant derzeit eine 3. Stromleitung nach Polen. Herr Kohler (Deutsche Energie Agentur Dena) betonte, dass der Ausbau der Netze nur ein kleiner Schritt sei. Deutschland sei gerade dabei seine Kapazitäten in Bereich der Erneuerbaren zu vervielfachen. Diese können jedoch ohne die Entwicklung von Speichertechnologien und gesicherter Leistung durch fossile Kraftwerke keine Versorgungssicherheit garantieren. Ringflüsse sind für Polen kostspielig und eine technische Herausforderung, da eigene Kraftwerke heruntergefahren werden müssen, um die Netzstabilität nicht zu gefährden. Diese Kraft-werksbetreiber erhalten Entschädigungszahlungen. 50Hertz plant gemeinsam mit dem polnischen Netzbetreiber PSE auf beiden Seiten einer Stromleitung einen Phasenschieber einzubauen, der „wie ein Ventil“ die Stromflüsse lenken soll. Herr Kohler machte deutlich, dass es bereits seit Inkrafttreten des EEGs von polnischer Seite immer wieder Kritik Richtung deutscher Regierung gegeben habe, die die Energiewende nicht mit ihren Nachbarn abgestimmt hatte. Heute hat der Ausbau der Erneuerbaren wesentlichen Einfluss auf den europäischen Strommarkt. Herr Kohler betonte, dass die Energiewende grundsätzlich nur europäisch gelingen könnte. Plattformen wie das „Baltic Sea Forum“ (in dem die Dena Mitglied ist) könnten diesen Weg beflügeln.

 – die Sichtweise der Polen auf die deutsche Energiewende – Herr Dr. Zeiß zitierte die Umfrage des Weltenergierat – Deutschland , die zeigt, dass internationale Energieexperten die Energiewende in ihrer Umsetzung und ihren Konsequenzen skeptisch sehen. Laut Frau Dr. Michalak-Słomiany sehen viele Polen die Energiewende in Deutschland als Experiment. Gleichzeitig sei man irritiert über die negativen Folgen für das polnische Stromsystem. Wettbewerbsfähigkeit sei ein wichtiges Thema in Polen. So sei man erfreut darüber, dass die Energiepreise in Polen in den letzten Jahren konstant gesunken sind (seit der Einführung der Börsenpflicht für Energieversor-gungsunternehmen).

 – die Zusammenarbeit in der Kohleförderung und Verstromung – Herr Dr. Zeiß (Vattenfall Europe Mining & Generation AG) betonte die traditionell gute Zusammenarbeit im Bereich der Kohleförderung und Verstromung mit dem Nachbarland (in der Grundwasserabsenkung, bei Rekultivierungsmaßnahmen oder CCS). Ein besonderer Schwerpunkt liegt heute bei flexiblen Kraftwerken. Polen wird die Kohle als heimische Ressource weiterhin nutzen. Über die Reichweite der Kohlevorkommen war man sich unsicher – 20, 60 und 200 Jahre wurden als Zahlen auf dem Panel genannt. Ziel sei es, Kohlekraftwerke vor allem effizienter zu machen. So positioniert sich Polen auch für die COP in Warschau: Klimaschutz muss wettbewerbsfähig sein.

 Referenten:

Dr. Hartmuth Zeiß, Vattenfall Europe Mining & Generation AG
Gert Schwarzbach, 50Hertz Transmission GmbH
Stephan Kohler, Deutsche Energie Agentur (dena)
Dr. Katarzyna Michalak-Słomiany, Botschaft Polen

 

 

Nicole Kaim
Weltenergierat – Deutschland e.V.
www.weltenergierat.de
Foto: BHST
© Versus POLEN

 

 

* als Ringfluss bezeichnet man den als Differenz zwischen dem physikalischen Leistungsaustausch und den vereinbarten Fahrplänen an den Kuppelleitungen ermittelten Lastfluss  d.h. der Strom, der über lange Strecken transportiert wird, in der Regel nicht nur die vorgesehene Leitung, sondern auch andere Leitungen durchfließt