Georg Dehio-Kulturpreis 2017
Der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierte und vom Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam vergebene Georg Dehio-Preis zeichnet Persönlichkeiten und Initiativen aus, die sich in vorbildlicher Weise mit den Traditionen und Interferenzen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. Der Preis wird im jährlichen Wechsel als Kultur- oder Buchpreis ausgelobt.
Mit dem Georg Dehio-Kulturpreis würdigt das Deutsche Kulturforum östliches Europa besondere Leistungen in der Erforschung, Bewahrung und Präsentation von Zeugnissen des gemeinsamen kulturellen Erbes in jenen Regionen des östlichen Europa, in denen im Laufe der Geschichte auch Deutsche gelebt haben, sowie herausragendes Engagement für gegenseitiges Verständnis und interkulturellen Dialog.
Der Hauptpreisdes Georg Dehio-Kulturpreises wird Persönlichkeiten für ein Lebenswerk oder Institutionen für besonders verdienstvolle langjährige Arbeit ver-liehen. Mit dem Förderpreis werden kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen und Persönlichkeiten für herausragende und richtungsweisende Einzelleis-tungen und Einzelinitiativen ausgezeichnet. Der Georg Dehio-Buchpreis ist mit 10 000 € dotiert. Der Preis erinnert an den bedeutenden, aus Reval (estnisch Tallinn) gebürtigen Kunsthistoriker Georg Dehio (1850–1932).
Die siebenköpfige Jury unter Vorsitz von Dr. Felix Ackermann sprach den Hauptpreis dem evangelischen Theologen, Historiker und Politiker Prof. Dr. Dres.h.c. Paul Philippi für sein herausragendes Engagement für die Wahrung des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen, für seinen konsequ-enten Einsatz für die Völkerverständigung im Donau-Karpaten-Raum sowie für seine Verdienste als deutscher Minderheitenpolitiker im Rumänien der Nachwendezeit zu.
Paul Philippi, 1923 in Kronstadt/Braşov geboren, musste nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westzonen Deutschlands verbleiben, wurde evangelischer Theologe und als Diakoniewissenschaftler Ordinarius an der Universität Heidelberg. Ab den 1950er Jahren initiierte er eine Neuaufstellung der Siebenbürgen-Forschung in der Bundesrepublik und ließ sich für den Pfarrdienst in der heimischen Landeskirche ordinieren. 1983 konnte er seinen Umzug nach Hermannstadt/Sibiu realisieren und unterrichtete bis zu seiner Emeritierung Kirchengeschichte am dortigen Theologischen Institut. Ab Ende 1989 übernahm er auch politische Verantwortung in dem von ihm mitbegründeten Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien, von 1992 bis 1998 als dessen Vorsitzender und seither als engagierter Ehrenvorsitzender.
Der Förderpreis geht an den Autor, Journalisten und Aktivisten Jaroslav Ostrčilík für seinlangjähriges Engagement in der Vermittlung der jüngeren Geschichte der einst multiethnischen Stadt Brünn/Brno in Mähren, insbesondere für den in Erinnerung an den Brünner Todesmarsch 1945 inszenierten jährlichen Gedenkmarsch. In Erinnerung an den Brünner Todesmarsch von 1945 wollte Jaroslav Ostrčilík mit einem jährlichen Marsch zur österreichischen Grenze ein Zeichen setzen. Begleiteten ihn anfangs nur wenige Enthusiasten, stieg die Zahl der Teilnehmer inzwischen auf mehrere Hundert an. 2015 änderte er die Marschrichtung und holte damit symbolisch die verlorene deutsche Bevölkerung in die Stadt zurück, als Zeugnis für die Suche nach einer Zukunft jenseits von Gewalt und Ressentiments. Der Gedenkmarsch wurde zu einem Sinnbild der Brünner Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit in Mähren, an der mittlerweile auch führende Lokalpolitiker teilnehmen.
Deutsches Kulturforum östliches Europa