Karneval
Altpolnische Fastnacht, stammt von dem lateinisch-italienischen carne vale, was Abschied von Fleisch bedeutet. Es knüpft auch an das lateinische carrus navalis an, das im altertümlichen Rom ein Boot auf Rädern bezeichnete, ein mit Blumen geschmückten Kampwagen des Gottes Dionysos*, der auf den römischen Straßen während des glänzenden Feierns der Frühlingsbegrüßung erschien. Im Mittelalter war für das Karnevalfeiern vor allem Venedig berühmt doch nach seinem Niedergang im 18. Jhr. übernahm Rom diese Rolle. Glänzend feierte man Karneval auch in Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland, Tschechien und auf der Balkaninsel.
Gemäß dem nationalen Geist und Temperament war der altpolnische Karneval eine genussvolle, lärmende und lustige Zeit, in der verschiedenen Attraktionen organisiert wurden Jagden, Schlittenfahrten, Essen, Trinken und Tanzen. In herrschaftlichen Residenzen fanden prachtvolle Karnevalsmahle und Bälle statt.
Bescheidenere Tanzabende, Feste und Bälle organisierten in Städten Kaufleute und Handwerker für ihren Nachwuchs. Freudig, lustig und glänzend, obwohl anders in seinem Charakter, war auch der bäuerliche Karneval. Während der Fastnacht war fast Alle gestattet und in jedem Fall viel mehr, als sonst. Jedoch am schwungvollsten feierte man in die letzte Woche des Karnevals vom „fetten Donnerstag“ bis zum sog. „kurzen Dienstag“. Am fetten Donnerstag durften nirgendwo die im Fett gebratenen, süßen Hefeblinen sowie traditionelle Pfannkuchen oder Liebesschleifen fehlen.
Und selbst die schönste Zeit des Jahres bleibt von Moderegeln nicht verschont. Ein schwarzes Sakko mit hellgrauer Weste, ein weißes Hemd, einen elegante Fliege oder abendliche Krawatte aus glänzender Seide. Ein so gekleideter Mann bildet einen entsprechenden Rahmen für elegante, abendliche feiern. Ein Tüchlein im Knopfloch, das einen ähnlichen Farbton hat, unterstreicht die Besonderheit der Situation. Aus den Ärmeln der Sakko schauen die, mit schönen Knöpfen gekrönten Manschetten des Hemdes heraus.
MC
Foto: KT
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* Dionysos (gr.) ist der Gott des Weines und Freude
Bibliografie
Ks. Franciszek Marlewski: Das Jahr des Gottes in der Liturgie
Doc. dr Tadeusz Łebkowski: Kleines Wörterbuch der Geschichte Polens