und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Wilanów-Quartett

Wilanów Quartett mit Prof. Lutosławski

Wilanów Quartett mit Prof. Lutosławski

Reichtum aus Polen… mit diesen Worten betitelte vor einigen Jahren ein Münchner Musikkritiker den Auftritt des Wilanów-Quartetts und bestätigte damit die unver-gleichliche Meisterschaft der aus Warschau stammenden Künstler. Das wohl berühmteste polnische Streich-quartett kann heute auf eine über dreißigjährige Karriere zurückblicken und gleichsam nach vorne schauen, da es nur sehr wenige Ensembles geschafft haben, nach so langer Existenz auf dem überaus launischen Musikmarkt weiterhin ihre Daseinsberechtigung aufrecht zu erhalten. 1967 schlossen sich der heutige Primarius Tadeusz Gadzina, der Geiger Paweł Losakiewicz, der Bratscher Ryszard Duź und der Cellist Marian Wasiółka zusammen und gründeten ein neues Streichquartett, welches nach Wilanów, der Residenz des polnischen Königs Jan Sobieski benannt wurde.

Von Anfang an folgte die wahrlich königliche Runde Einladungen zu Gastspielen in ganz Europa, den USA und Südamerika. Beinahe alle bedeutenden Festivals dieser Welt waren mehrmals für einige Tage, manchmal Wochen, Wirkungsstätte des Ensembles und boten dem Publikum Kammermusik in ihrer feinsten, homogensten und gleichzeitig spontansten Art. Als wichtige Stationen des Quartetts sind Gastspiele bei Festivals wie dem Schleswig Holstein Musikfestival, in Berlin, La Chaise-Dieux, Cannes, Montreal, Helsinki, Paris, Dresden und Warschau zu nennen. Die vier Ausnahmemusiker stellten sich während bedeutender Wettbewerbe immer wieder dem interna-tionalen Vergleich und gingen dabei nicht nur als unangefochtene Sieger hervor – sie eroberten zusätzlich mit einem Schlag die Fachpresse und das Publikum.

Von der sprichwörtlichen Stuhlkante aus verdrängen die heutigen Professoren der Warschauer Chopin-Akademie die sich woanders einschleichende Routine und überzeugen mit Spielfreude und konzentrierter Gelassenheit. Die polnische Musikalität findet beim Wilanów-Quartett Bestätigung in ihrer feinsten und verbindlichsten Form, ist maßgebend bei der Interpretation kammermusi-kalischer Literatur und trägt zum unverwechselbaren Gesamtklang des Ensembles bei. Die Auftritte der vier Weggefährten sind unverändert geprägt durch klare Präsenz, expressive Musizierkunst und ein musikalisches Miteinander, welches für Normalsterbliche unerreichbar zu sein scheint. Selten erlebt man ein Ensemble, das mit einer derartigen Interpretationsdichte aufwartet.

Dies hat Folgen: Einladungen an Brennpunkte des Kulturlebens in Europa in Übersee füllen bis zum heutigen Tage den bereits mit Meisterkursen, Rundfunk- und Fernsehproduktionen voll gepackten Terminkalender. Eine derart breite und überaus erfolgreiche Tätigkeit bleibt nicht unbemerkt; 1990 ehrte der polnische Komponistenverein die vier Musiker für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Popularisierung polnischer Musik im In- und Ausland. Im gleichen Jahr folgte der „Diapason d’Or“ in Paris für die Einspielung der CD „Witold Lutosławski – Musique de Chambre“. Das starke Engagement bei einem der bedeutendsten Festivals dieser Tage, dem „Warschauer Herbst“ sollte sich dem großen Interesse der Musikwelt ebenfalls nicht entziehen; 1999 erhielt das Wilanów-Quartett den begehrten Kritikerpreis „Goldener Orpheus“ für sein 15-jähriges, richtungweisendes Schaffen bei dem in aller Welt bekannten Festival. Zusätzlich wurde es für die Realisierung des groß angelegten Streichquartetts von Krzysztof Meier ausgezeichnet. Ausschlaggebend für Erfolge in der zeitgenössischen Musik ist ebenso die Zusammenarbeit mit Komponisten aus Deutschland, der Tschechischen Republik, Norwegen, Italien, Japan und Kanada. Die neunziger Jahre standen unter dem Zeichen der „Dokumentation“, schaut man auf die Herausgabe von über dreißig CD bei den bekanntesten Plattenlabels in Deutschland, Frankreich, Italien, USA und Polen. Die Einspielung von Edward Griegs Streichquartetten wurde dabei von der französischen Zeitschrift „Diapason“ wiederholt mit den höchsten Auszeichnungen bedacht. Die Aufzählung weiterer Ehrungen, Preise und Erfolge des Wilanów-Quartetts würde höchstwahrscheinlich den Rahmen einer jeden Publikation sprengen und bliebe doch in aller nur erdenklichen Ausführlichkeit selbstverständlich eine Bestätigung der Konstanz im unermüdlichen Schaffen der Herren Gadzina, Losakiewicz, Duź und Wasiółka.

In den letzten Jahren überschlugen sich Musikkritiker mit immer ausgefalleneren Bezeichnungen für die Qualität des Wilanów-Quartetts und lobten das Ensemble in höchsten Tönen. Doch immerwieder war es, wie sie selbst sagen, das „musikalische Miteinander“, welches begeisterte. Es bleibt dem Leser keine Interpretationsfreiheit, sieht er Kritiken mit Überschriften wie „Ein musikalischer Kosmos“, „Kronjuwelen der reifen Kammermusik“ oder „Klangschönheit ohne Ende“. Diese Feststellungen wecken beim Fachpublikum und Interessierten Neugier, Respekt, manchmal Unglaube. Jedoch hat all das geweckte meistens einen und den gleichen Effekt: volle Konzertsäle und reichlich Gesprächsstoff mit der Frage:“…spielen sie demnächst bei uns?“

 

 

© Foto: artistsplacement.com

 

 

Anmerkung der Redaktion:
Das Wilanów-Quartett wird in Deutschland von der Agentur des polnischen Geigers Thomas P.Porwol vertreten. Weitere Informationen und CDs finden Sie unter: www.artistsplacement.com