und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Die Slawen von Polabie

Krieger

Wie vielen von den heutzutage in Berlin oder in der ehemaligen DDR lebenden Polen oder anderen Slawen ist bewusst, dass zahlreiche Ortschaften slawische Wurzeln haben? Viele wundern sich, dass in der Nähe von Cottbus (slawisch Chociebuż) zahlreiche Nachfolger der Polaben und Sorben wohnen. Es ist von Bedeutung, diese kaum bekannte Geschichte unserer nahen Verwandten aus der slawischen Gemeinschaft zu erfahren. Ihre Spuren kann man heutzutage auf der Erde und in einigen Schriftquellen finden, und zweifelsohne in der DNA dieser Deutschen, die kaum noch daran denken, dass möglicherweise ihre Vorfahren die Polaben Slawen waren. Die Slawen, die im Kampf um ihre Unabhängigkeit und kulturelle Verschie-denheit immer den Mächtigeren unterlegen waren, bis sie ganz verschwanden und germanisiert wurden.

Im Lager der Krieger

Im Lager der Krieger

Alles begann um das V Jh., als aus dem Terrain des heuti-gen Polens „der Schwall“ die Slawen zu dem anderen Oderufer stürmten, wo dichte Regenwälder mit einigen Bewohnern germanischer und alteuropäischer Herkunft warteten. Die Stämme, die früher zwischen Oder und Elbe wohnten, verließen diese Gebiete Richtung Süden. Die slawischen Ankömmlinge, die in der kurzen Zeit Elbe und Solawa erreichten, trafen dort die germanischen Sassen, die in Zukunft ihre Feinde sein sollten. Leider gibt es keine Schriftquellen über die frühe Geschichte der Westslawen und deswegen ist auch der Name dieser ersten Ankömmlinge zwischen Oder und Elbe unbekannt.

Erst das VIII Jh. bringt mehr Informationen. Karl der Große zähmte und christianisierte die Sassen, die Staatsgrenze an der Elbe liegend. Schon damals gab es drei Stammgruppen: im Norden die Obodriten, in der Mitte die Wilzen, und im Süden die Sorben. Sie bewohnten die Gebiete, aber nur den letzten gelang es bis zum heutigen Tag in der fremden Umgebung zu überleben. Die Zahl der sprechenden und alte Traditionen kultivierenden Sorben wird immer kleiner. Die einzigen sind die Derewiten, die den Urwald am Main bewohnt haben, sie überlebten bis zum XVIII Jh.

Lager der Krieger

Lager der Krieger

Während der Zeit Karl des Großen waren die Polaben oft seine Anhänger im Kampf gegen die barbarischen Sassen, die sich nur ungern von ihrem heidnischen Glauben trennten und ihren Herrschern unterlagen. In seinen Christentumser-weiterungsplänen und seiner Machtgier verschonte Karl der Große auch nicht die Slawen. Auch die Germanen drängten immer mutiger und brutaler in die slawischen Gebiete, besonders in die Gebiete der Obodriten und Wilzen. Die zahlreichen Streitereien und Meinungsverschie-denheiten untereinander machten den erfolgreichen Widerstand unmöglich. Die Slawen nutzten auch nicht die Chance, einen eigenen Staat zu bilden. Das Volksversammlungssystem, das die Grundlage der damaligen slawischen Stämme bildete, gab denen keine Chance sich in die starken Staatsorgane zu binden. Solche Chance gab es damals nur im Christentum. Da das Christentum mit einem Feind, den man um jeden Preis bekämpfen soll assoziiert wurde, hatten es die Polaben Slawen nicht überwunden zum Christentum überzutreten.

Die Teilung des fränkischen Staates im Jahre 843 verursachte die Entstehung eines großen Feindes hinter der Elbe. Das Ziel des ostfränkischen Staates mit Ludwig dem Deutschen war die Erweiterung des Landes durch die Eroberung der Polaben Stämme und deren Gebiete. Als sich im Jahre 844 die Obodriten gegen Ludwig den Deutschen wehrten, wurde ihr Prinz Gostomyśl ermordet. Den Angriff im Jahre 862 wehrten die Obodriten mit Prinz Dobomyśl, ab. Als 876 Ludwig der Deutsche starb, herrschten  einige Friedensjahre. Erst als die Sassen die Macht ergriffen, und Heinrich I. 918 zum König wurde, begann 926 eine reguläre Eroberung der slawischen Gebiete, die zu der Vernichtung der slawischen Macht in Polaben führte.

eine Dorfhütte

Dorfhütte

1940 wurden zufällig in Berlin – Zehlendorf (Ortsteil Düppel) mittelalterliche Siedlungsreste ausgegraben. Im Jahre 1968 wurden weitere Grabungen durch-geführt und dabei die Spuren eines Dorfes gefunden, das um 1200 hier bestand. Das rekonstruierte Dorf wurde der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht und steht genau an der Stelle, wo es vor 800 Jahren stand. Den Besuchern werden unter-schiedliche Handfertigkeiten vorgeführt, z. B. Woll- und Holzbearbeitung, Töpferei oder Feldwirtschaft. Am natürlichen Standort werden Kulturpflanzen erhalten und das gleiche betrifft die vom Aussterben bedrohten und im Museum gezüchteten Schaffsrassen und das Weideschwein.

die Schaffe

die Schafe

Und alles ist dem 1975 gegründeten Förderkreis des Museumsdorfes Düppel zu verdanken, der auch finanziell bei der Erhaltung des Projektes mitwirkt. Das Düppel Museum existiert seit 30 Jahren und arbeitet mit dem Museum in Biskupin zusammen. Die Zusammenarbeit beider Museen hat noch zur Zeit des Eisernen Vorhangs angefangen. In erster Linie ging es um Austausch wissenschaftlicher Erfahrungen und gemeinsame Forschung. Daraus entwickelte sich eine 20 Jahre lange und erfolgreiche Zusammenarbeit.


 

 

M.C
Fotos: K.Trojnar
© Versus POLEN