und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Die Straße von Anian

Die Suche nach der Nordwestpassagen war einer der größten Herausforderung für die europäischen Entdecker und Seefahrer der Neuzeit. Als die Alternative zur gefährlichen Reise um den Feuerland* nach Norden Kanada, haben sich die Seefahrer den kürzeren Weg dorthin viel attraktiver vorgestellt. Der Handel zwischen Europa und Asien blühte; wer die Reichtümer Asiens auf dem Seeweg erreichen würde, könnte hohen Profit daraus schlagen. Doch die Transportwege, entweder um das Kap der Guten Hoffnung (früher Kap der Stürme) waren sehr gefährlich.

Die Bezeichnung die Straße von Anian wird zum ersten Mal von dem Italiener Giacomo Gastaldi* im Jahre 1562 benutzt und 1567 von den Kartenzeichnern Bolognino Zaltieri* und Gerhard Mercator*, übernommen. Die Kartografen und Seefahrer in den nächsten Jahrhunderten waren davon überzeugt. Der Seefahrer Juan de Fuca als einen der ersten hatte behauptet, im Auftrag des Vizekönigs von Spanien, die Straße von Anian, befahren zu haben. Leider war die Reise erfolglos.

Der Name Anian stammt wahrscheinlich von Marco Polo*. In seinem Buch spricht Marco Polo über einer Bucht, an deren Ufer die Länder Manji, Ania und Tolman, sich befinden. Und auch, wenn Marco Polo über einer anderen Weltgegend berichtet, haben die Kartografen den Namen Ania so ins Herz geschlossen, das sie ihn allgemein für den Seeweg nach Asien benutz haben. Dieser Weg blieb jedoch Jahrhunderte lang eine Theorie der Kaufleute. Im Jahre 1850 ist dem Seefahrer, Robert McClure tatsächlich gelungen, das Polarmeer von West nach Ost zu durchsegeln. Er musste aber eine ganz große Fläche des Packeises zu Fuß überqueren, also der Zweck der Reise war nur zu Hälfte erreicht. Erst im Jahre 1906 gelang es den Norwegen, Ronald Amundsen die Nordwestpassage mit sechs Mann Besatzung von Ost nach West zu fahren.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es viele Spekulationen, welches wohl der richtige Weg durch das berüchtigte Labyrinth von Inseln, Kanälen und Packeis im Norden von Kanada sein könnte. Als kühnste Lösung für das Problem galt die Straße von Anian (Edward Brooke-Hitching, Atlas der erfundenen Orte, S.13). Obwohl viele Seefahrer haben behauptet, die Straße von Anian gefunden und befahren zu haben, in der Wirklichkeit bleibt sie ein Märchen. 

 

 

 

Barbara H. Seemann – Trojnar

 

 

* Feuerland (Land des Feuers) ist eine Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas

* Kap der Guten Hoffnung ist, wegen seiner Felsformation gefürchtete scharfe Landspitze, nahe der Südspitze Afrikas. Früher, wegen der heftigen Winde und Stürme die hier herrschten, Kap der Stürme

* Jacopco (Giacomo) Gastaldi (ca.1500 – 1566) war in Venedig bedeutender Ingenieur und Kartograf

* Gerhard Mercator (5.03.1512 – 2.12.1594) war ein Geograf und Kartograf; Karten- und Globenhersteller

* Juan de Fuca (1536 – 1602) war ein griechischer Seefahrer, der im Dienste des spanischen König stand

* Marco Polo (ca. 1254 – 1324) entstammte einer venezianischen Händlerfamilie. Mit seinem Vater und Onkel gehört er zu den Ersten, die die Seidenstraße bereisten. Bekannt durch seine Reiseberichte aus dem Kaiserreich China

* Sir Robert McClure (28.01.1807 – 18.10.1873) war ein britischer Seefahrer, Entdecker und Nordpolarforscher. Entdecker der Nordwestpassage

 

 

Bibliografie

Edward Brooke-Hitching: Atlas der erfundenen Orte