und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Börse

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!

Johann Wolfgang von Goethe, „Faust

Börse ist ein organisierter Markt für Aktien, Anleihen, Devisen oder bestimmte Waren. Eine Börse ist ein nach bestimmten Regeln organisierter Markt für Handelsobjekte. Gehandelt wird mit Wert-papieren, – Aktien oder Anleihen, Devisen, Metalle, Agrarprodukten oder Rohstoffen.    

Aber woher kommt eigentlich der Begriff – Börse. Bis heute ist es nicht eindeutig geklärt, doch alle Hinweise deuten auf Belgien, wo in Brügge die Patrizierfamilie, De Bourse, lebte. Im Haus der Familie haben sich regelmäßig die Kaufleute, vor allem italienische getroffen, um die Geschäftsgesprächen zu führen. Eine andere Erklärung für Börse könnte die Fusion der Familiennamen Van der Beurse mit dem Wort bursa (italienisch: Ledersack), sein. Das Wort Börse könnte auch eine Variation des Namens des Marktplatzes ter buerse in Brügge, sein.

Die erste Börse in Europa wurde in Brügge im Jahr 1409, gegründet war aber von der Börse, die wir alle kennen, weit entfernt. Vielmehr war sie eine Fortentwicklung der Warenmärkte und -messen, auf denen schon im Mittelalter in unregelmäßigen Abständen Handel getrieben wurde (Sebastian Grebe, Sascha Grundmann, Frank Phillipps: Crashkurs Börse, S.10). Im Jahre 1414 entstand eine spezialisierte Warenbörse in Antwerpen; hier wurde hauptsächlich mit Gewürzen aus aller Welt gehandelt.

Die erste (älteste) Börse Deutschlands, im Jahr 1540 in Augsburg gegründet, wurde sehr durch die Handels-familie Fugger*, bestimmt. Leider, im Jahre 1935 musste die Augsburger Börse, auf Verlangen der Nationalso-zialisten, mit der Börse in München fusionieren. Die Augsburger Börse wurde aufgelöst und das Gebäude im Jahr 1944 beim Luftangriff zerstört.

Im Mittelalter lag Nürnberg an wichtigen Handelsrouten und entwickelte sich ab dem 14. Jahrhundert zu einer europäischen Wirtschaftsmetropole. Die Nürnberger Börse entstand als eine der ersten deutschen Börsen im Jahre 1540 am Hauptmarkt in Nürnberg. Sie wurde zum Bindeglied im Handel zwischen Italien und anderen europäischen Wirtschaftszentren; gehandelt wurde mit Waren und Finanzprodukten. Leider, nach dem Dreißigjährigen Krieg* verlor sie als europäisches Finanzzentrum, zunehmend an Bedeutung.

Die Wiege des modernen Börsen- und Aktienwesen sind jedoch die Niederlande zur Kolonialzeit. Im Jahre 1613 wurde in der Hafen Metropole Amsterdam, die erste Börse modernen Prägung eröffnet, die neue Innovationen hervorbrachte. Hier wurden die Anteilscheine der Holländisch-Ostindischen Kompanie* gehandelt, die als erste Aktiengesellschaft der Welt gilt (Sebastian Grebe, Sascha Grundmann, Frank Phillipps: Crashkurs Börse, S.10). Die Gesellschaft wurde 1602 in den Niederlanden gegründet und hat hauptsächlich mit Gewürzen und Sklaven gehandelt. Einige Aspekten der Amsterdamer Börse waren schon damals den heutigen Wertpapierbörsen ähnlich.

Die Waren wurden mit Schiffen transportieren aber die Schifffahrtexpeditionen dauerten viele Monate, waren sehr risikoreich und sehr teuer. Die Schiffe und die Mannschaften mussten vor der Reise bezahlt werden. Die Kompanie suchte fieberhaft nach Geldgebern und die wurden auf der Börse gefunden, d.h. – Geschäftsleute haben für einen bestimmten Betrag Anteile am Unternehmen gekauft. Mit dem Geld hat die Kompanie die Expeditionen finanziert und garantierte damit dem Anteilseigner* einen bestimmten Anteil an Gewinn. Vorausgesetzt, das Schiff kommt wohlauf zurück und die gebrachten Waren verkaufen sich gut.

Im Dezember 1600 entwickelte sich in Großbritannien ein Aktienwesen. Die Britische Ostindien-Kompanie* war eine von 1600 bis 1874 bestehende Kaufmannsgesellschaft für den Indienhandel. An der Kompanie war sogar Königin Elisabeth I., beteiligt. Es war einer der weltweit ersten Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Im Jahre 1613 entwickelte sich die Kompanie zu einer Aktiengesellschaft.

Die erste Aktiengesellschaft in den USA wurde im Jahre 1751 gegründet und es war ein Unternehmen, das Versicherungen gegen Brandschäden angeboten hatte. Doch erst die Eisenbahn schaffte den Durchbruch im Aktienwesen. Die Erschließung des Landes durch die Eisenbahn war unheimlich teuer und die Beiträge konnten nur durch Aktienausgaben finanziert werden, denn nur so konnten viele kleinere Vermögen zu einem großem vereint werden.

Der erste und älteste Aktienindex der USA wurde im Juli 1884, durch Charles Dow* veröffentlicht. Bei den elf aufgeführten Gesellschaften neun waren Eisenbahnunternehmen. Der Index besteht bis heute, wurde 1970 in Down Jones Transportation Average (DJTA) umbenannt und umfasst 20 der größten US-amerikanischen Transportunternehmen.

Während in Europa und den USA das Aktienwesen sich immer weiterentwickelte, hat Deutschland ihre Chance verschlafen und im Vergleich zu den Niederlanden oder Großbritannien weit hinten geblieben. Die erste deutsche Aktiengesellschaft wurde die, 1682 vom Kurfürsten von Brandenburg gegründete Handels-Compagnie auf den Küsten von Guinea. Die Sponsoren haben der Companie 48.000 Taler zu Verfügung gestellt; dafür haben sie ein Formular bekommen,  in dem die Höhe ihrer Beteiligung bestätigte. Das Unternehmen war von Pech verfolgt – die Kaperungen an der Küste und die Schiffsuntergänge haben dazu beigebracht, das aus dem Handel mit den Gewürzen und Rohstoffen ein riesiges Verlustgeschäft war. Im Jahre 1711 hat König Friedrich I. die Geschäftstätigkeit der Companie eingestellt. Mit dem Eisenbahnbau kam auch Durchbruch im Aktienwesen. Die erste Eisenbahnstrecke (1835) zwischen Nürnberg und Fürth war großer Erfolg; die Investoren erzielten Rendite bis zu 400%.

Mit der Industrialisierung hat sich in Deutschland die Aktienwesen immer weitre entwickelt. Mitte des 19. Jh. wurden die ersten Aktienbanken gegründet, die sich auf die Finanzierung von Unternehmen durch die Ausgabe von Aktien spezialisiert haben (heute Deutsche Bank und Commerzbank).

 

 

Barbara H. Seemann – Trojnar

 

 

* Fugger Familie wurde seit 1367 in Augsburg ansässig und war für Tuchwarenhandel berühmt

* Holländisch-Ostindischen Kompanie, VOC war eine Kompanie, zu der sich im März 1602 niederländische Kaufmannskompanien zusammenschlossen, um die Konkurrenz untereinander auszuschalten. Die VOC erhielt Vom niederländischen Staat hat die Kompanie Handelsmonopole und Hoheitsrechte in Kriegsführung, Festungsbau und Landerwerb, erhalten

* die Britische Ostindien-Kompanie war einer der weltweit ersten Gesellschaften mit beschränkter Haftung; die Verpflichtungen der Anteilseigner des Unternehmens waren auf ihren angezahlten Anteil begrenzt

* der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) war ein Konflikt um die Führungsrolle im Heiligen Römischen Reich und in Europa; als Religionskrieg begonnen, als Territorialkrieg beendet

* Anteilseignern sind sowohl natürliche Personen als auch juristische Personen, die eine Beteiligung an einer, in der Regel Aktiengesellschaft, halten

* Charles Henry Dow war ein amerikanischer Journalist und Herausgeber des Wall Street Journal

 

 

 

 

Bibliografie                                                                                                                                                   Sebastian Grebe, Sascha Grundmann, Frank Phillipps: Crashkurs Börse                                                  Michael Vaupel, Vivek Kaul: Die Geschichte(n) des Geldes