Der II Weltkrieg

Während  des Krieges schweigen die Rechte

Der Zweite Weltkrieg war der größte militärische, der verlustreichste und verheerendste Konflikt der bisherigen Geschichte der Menschheit. Menschen aus aller Welt haben daran teilgenommen. Er war ein Grund des Zusammen-bruches der ganzen Nationen und des Entstehens neuer Supermächten. Es war ein Krieg zur Verteidigung der Demokratie – in zahlreichen besetzten Ländern waren Widerstandbewegungen entstanden, in denen Anhänger aus allen Gesellschaftsschichten gekämpft haben. Am meisten die Leid tragenden waren jedoch die Millionen einfacher Menschen; im Kampf um Leben und Tod waren ganze Nationen beteiligt. Sechs Jahre lang hat der Weltkonflikt gedauert, der die zahlreichen Momenten des Mutes und Opferbereitschaft aber auch unvor-stellbaren Grausamkeiten und Schrecken gezeigt hat. Ein Weltkonflikt, der die Weltordnung  zerstört hat.

Am Abend des 31. August 1939 hatten die Agenten der SS die Arbeiter der Radiostation in Gleiwitz überwältigt. In deutscher und polnischer Sprache hatten die einen Aufruf verlesen wo gesagt wurde, dass der Sender sich in polnischer Hand befindet. Die Polen wurden ermordet, in die deutschen Uniformen umgezogen, die echten SS-Agenten sind unerkannt verschwunden. Die Gestapo hatte später eine Untersuchung getäuscht, deren Ergebnisse niemals veröffentlicht wurden.

Ohne Kriegserklärung in den Morgengrauen des 1. September 1939 um 4. 45 Uhr hatte der Panzerkreuzer Schleswig – Holstein das Feuer gegen die Westerplatte eröffnet. Mit dem Überfall des deutschen Schulschiffes, das einige Tage zuvor unter dem Vorwand eines Flottenbesuches in den Danziger Hafen (Port gdański) eingelaufen war, haben die militärischen Aktionen des natio-nalsozialistischen Deutschland gegen Polen begonnen. Ohne Kriegserklärung in den Morgengrauen des 1. September 1939 hatten deutsche Flugzeuge das Feuer auf polnische Stellungen eröffnet. Die deutsche Luftwaffe hatte den Luftangriff mit Präzision durchgeführt; mit den Stukas* (Sturzkampfbomber) die sich als echte Schreckenswaffe erwiesen hatten. Die polnische Luftwaffe konnte dem nichts entgegensetzen.

Frankreich und Großbritannien haben sich für eine Strategie des Abwartens gegenüber Deutschland entschieden  und erst am 3. September den Deutschen den Krieg erklärt, um ihre Land- und Luftstreitkräfte auszubauen. Diese Handlung, der sog. „Sitzkrieg” im Westen erlaubte Hitler eine Konzentration aller verfügbaren militärischen Kräfte im Osten, was eine Vorraussetzung dafür war, dass die Wehrmachtsführung den Bewegungskrieg mit einer starker Panzer- und Luftwaffe zum schnellen Erfolg bringen konnte (Nationalsozialismus II, Informationen zur politischen Bildung).

Am 17. September 1939 hatte der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Polen begonnen und das Land, mit dem Ziel völliger Vernichtung des polnischen Staates, zwischen Hitler und Stalin geteilt: Westen Polens an Deutschland, Osten an die Sowjets. Schon am 17. September wurden die besetzten Gebiete als westliche Ukraine und westliche Weißrussland  in die Sowjetrepubliken eingegliedert und die polnische Bevölkerung deportiert. Wohin? Über Schicksal der Menschen gibt’s keine konkreten Angaben. Fest steht, dass die Sowjets ebenso wie die Deutschen interessiert waren, die soziale Ober- und Intel-ligenzschicht zu vernichten. Der sowjetischer Außenminister Molotow hatte noch am 17. September verkündet, dass Polen nicht mehr existiert. Am 28. September schlossen Deutschland und Sowjetunion einen Grenz- und Freund-schaftsvertrag; Die vierte Teilung Polens war besiegelt.

Im Frühjahr 1943 wurden bei KATYŃ* Massengräber entdeckt mit 4143 Leichen polnische Offiziere. Von den Gräueltaten, die während des Krieges in Polen verübt wurden bleibt das russische Massaker im Wald von KATYŃ eines der berüchtigtsten. Eine, von Deutschen zur Untersuchung herangezogene inter-nationale Ärztekommission musste feststellen, dass alle Kriegsgefangene zwischen März und April 1943 durch Genickschuss getötet waren. Die Sowjet-regierung hatte Jahre lang versucht alles zu verleugnen und sogar die Morde von Katyń der deutschen Besatzungszeit zuordnen. Erst 1989 mussten die Sowjets zugeben, dass das Massaker von der NKWD verübt wurde. Die anderen fast 10.000 Offiziere sind nie gefunden worden.

Die deutsche Zone, in der 20 Millionen Menschen lebten, wurde sofort völlig germanisiert (das Wartheland) oder an das Deutsche Reich eingegliedert (Generalgouvernement). Über zwei Millionen Juden fielen jetzt in die deutsche Hand und der NS-Regime hatte sofort mit der Lösung des Judenproblem begonnen. Alle Juden zwischen 14 und 60 Jahren waren gezwungen, die Zwangsarbeit zu leisten. Ihre Rechte wurden drastisch eingeschränkt, sie wurden gezwungen in Gettos, die die Deutschen in den polnischen Städten eingerichtet haben, zu leben. Das Leben dort war hart, Tausende lebten auf engsten Raum, die unzureichende medizinische Versorgung und schlechte Verpflegung forderten bald den Tribut: Tausende starben. Mit dem Krieg im Osten konnte Hitler seine historische Mission realisieren – die Verwirklichung der Rassenideologie. Einerseits bedeutete es die Vernichtung der europäischen Juden, andererseits die Schaffung eines neuen Menschen durch die „Reiner-haltung der Rasse“ (Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozialismus-Führerstaat und Vernichtungskrieg). Alle Juden sollten ausnahmslos in die Vernichtungslager entfernt werden. Diese Aufgabe übernahm Obergruppen-führer Reinhard Heydrich, der Chef des Reichssicherheitshauptamtes. Unter seine Leitung wurde der Besitz der deportierten Juden beschlagnahmt; die Menschen wurden in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern Belcec, Chełmno, Treblinka, Sobibór und Auschwitz gebracht und massenhaft durch Gas (Zyklon B) getötet. Diese ausnahmslose Entfernung von Juden kostete Millionen das Leben. Allein von den im Deutschen Bereich lebenden Juden polnischer Nationalität (fast 3 Millionen) verloren über 90% ihre Leben.

Die deutschen und sowjetischen Maßnamen in Polen nach 1939 das Land noch härter getroffen und  für die polnische Bevölkerung verheerende Folgen hatten: Die Polen waren rechtlos und einem drakonischem Sonderstrafrecht unter-worfen. Die Vernichtungsmaßnahmen gegen Intelligenz, die Seuchen, Ernäh-rungs-Schwierigkeiten, schlechte medizinischen Versorgung hatten zu Folge weit überhöhte Sterblichkeit und führten zu einer Dezimierung des polnischen Volkes, vor allem der Oberschicht. Dazu kam noch das Verschleppen von Millionen von Polen, die rassisch unrein galten. Sie wurden schlimmer als Tiere behandelt, die polnischen Kinder wurden den Eltern weggenommen und nach Deutschland gebracht. Als Hans Franks zum Generalgouverneur wurde, nahm die Verfolgung der Polen zu. Die polnische Sprache und Kultur wurde brutal unterdrückt, Büchereien und Universitäten wurden geschlossen. Tausende von Polen wurden nach Deutschland als Zwangsarbeiter für die deutsche Kriegs-maschinerie, abtransportiert.

…Die führende Bevölkerungsschicht in Polen soll so gut wie möglich unschädlich gemacht werden… sagte Heydrich schon im September 1939; die Anweisung Hitlers im Jahre 1940 lautete …was wir jetzt an Führerschicht in Polen festgestellt haben, ist zu liquidieren… (Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozia-lismus-Führerstaat und Vernichtungskrieg).

Polen verlor während des Zweiten Weltkrieges von ganz Europa am meisten an Bevölkerung  –  es kamen über 6 Millionen Polen ums Leben.

Barbara H. Seemann – Trojnar

* Stukas – die Sturzkampfbomber zählten zu den erfolgreichsten und gefürch-testen Militärflugzeugen. Bei den Bombenangriffen erzielten sie eine sehr hohe Präzision und der Grund dafür lag in der Fähigkeit des Flugzeuges nahezu senkrecht im Sturzflug zu fliegen.

* der Wald von Katyń liegt in der Nähe von Smoleńsk

Bibliografie
Owen Booth, John Walton: Der zweite Weltkrieg
Doc. dr Tadeusz Łepkowski: Kleines Wörterbuch der Geschichte Polens
Mieczysław Tomala: Polen – Deutschland, tausend Jahre Nachbarschaft
Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozialismus II
Informationen zur politischen Bildung: Nationalsozialismus – Führerstaat und Vernichtungskrieg
Gerhard Schildt: Europa, Illustrierte Geschichte