Goldfieber
Aufgrund seiner Eigenschaften und der Rarität ist Gold etwas außergewöhnliches. Weltweit werden jährlich ca. 2300 Tonnen Gold abgebaut, im Vergleich dazu werden jährlich 3.500.000 Tonnen Blei, 8.000.000 Tonnen Kupfer und sogar 500.000.000 Tonnen Eisen abgebaut. Polen steht an vierter Stelle (nach Frankreich, Schweden und Finnland) innerhalb Europas wenn es um die Goldbe-schaffenheit geht. In den Sudeten wurden 120 Stellen lokalisiert, deren Goldreserven auf ca. 100 Tonnen geschätzt werden. Es ist nicht bekannt wann genau die Goldsuche in Niederschlesien begonnen hat. Die ersten Goldsucher können die Kreter und nach ihnen die Kelten gewesen sein. Schon im X Jh. wurde nach Gold im Kies, der aus dem Sudetenland kommenden Flüsse, gesucht. Selbst Boleslaus der Tapfere (Chrobry) soll Profit aus den Goldminen in Schlesien, Böhmen und Mähren geschöpft haben. Im XII und XIII Jh. herrscht ein regelrechtes Goldfieber.
Die größten Goldminen befanden sich zu dem Zeitpunkt in der Umgebung von Złotoryja, Lwówek Śląski, so auch in Karkonosze, Pogórze Izerskie und Umgebung von Głuchołazy und Złoty Stok. Das Gold wurde mit der traditionellen Bergbaumethode geborgen. In schwer erreichbaren Regionen, u.a. in Kaczawa Gebirge wurde das Gold durch Goldwäsche aus den Flüssen geborgen. Diese Methode ist heute unter den Amateursuchern, die in großen Massen zur Kaczawa zusammenkommen, weit verbreitet.
Als die Hauptstadt des polnischen Goldes wird Złotoryja angesehen. Hier befindet sich auch der Sitz des PBKZ der Polnischen Bruderschaft der Goldgräber. Die, im Jahr 1992 gegründete Organisation wurde 1994 in Rauris (Österreich) in den WGA aufgenommen, die Internationale Organisation der Goldwäscher aller Kontinente. Die Hierarchie der Bruderschaft erinnert ein wenig an das Mittelalter: An ihrer Spitze steht der großer Meister, der auf alles sein wachsames Auge hat. Das Hauptziel der Bruderschaft ist es die Erhaltung der reichen Tradition der Gold-Bergung in Polen. Die Bruderschaft ist der Initiator und Hauptorganisator der hier seit Jahren statt findenden Meisterschaften in Goldwäschen.
Ein wahres Goldfieber bricht hier regelrecht aus, wenn im Mai und August hunderter Goldsucher aus aller Welt in Zlotoryja zusammen kommen. Die Meisterschaften sind nicht nur ein sportlicher Wettkampf, bei dem es nur um Trophäen geht. Man hat hier vor allem die Möglichkeit ein Abenteuer zu erleben, neue Leute kennen zu lernen und die Möglichkeit spannende Orte zu besichtigen. Die Meisterschaften sind ein alljährliches Treffen der heutigen Goldgräber. Die ersten internationalen Meisterschaften fanden 1994 statt und seitdem werden jedes Jahr organisiert. Sie locken immer ein- bis zweihundert ausdauerfähige Goldsucher aus allen Ländern und tausender schaulustige Touristen, von denen jeder an der Meisterschaft teilnehmen kann. Die Teilnehmer werden in vier Kategorien eingeteilt: die Professionellen, Amateure, Veteranen und Junioren. Die Wettkämpfe finden in dem Tal von Kaczawa statt. Alle Teilnehmer bekommen den gleichen Anteil an Kies, die Menge variiert zwischen 5 und 25 kg, indem eine vorgeschriebene Menge an Goldstückchen enthalten ist. Man kann sich Schalen bis zu 50 cm Durchmesser und einer Höhe bis zu 15 cm bedienen. Die Teilnehmen haben 20 Minuten Zeit und alles geborgene Gold darf behalten werden. Man sagt, in Spanien und Lateinamerika wird von „Eldorado“ geträumt – für uns kann „Eldorado“ schon bald Realität werden, wenn wir etwas Abenteuergeist verspüren und uns zum Kaczawa aufmachen.
Im Altertum wurde Gold vom Mythos des Göttlichen umgeben. Es war das Privileg der Götter und deren Auserwählten auf Erden; Könige und deren Familien sowie Priester und Priesterinnen. Man schrieb ihm daher ohne weiteres auch magische Heilkräfte zu. Im Mittelalter zum Beispiel verabreichte Paracelsus eine trinkbare Goldlösung, die Tinctura auri, das Lebenselixier. Sie sollte nicht nur gegen alle bekannten Leiden und Krankheiten, sondern selbst gegen Altern und Tod wirksam sein. Die ungewöhnlichen Eigenschaften des Goldes und sein großer Wert weckten Fantasien und Gier. Kein Metall in der Geschichte der Menschheit hatte einen solchen Einfluss auf die Menschen, wie das Gold. Gold war das Objekt der Begierde und Motivation genug, neue Kontinente aufzusuchen. Es war das Aushängeschild mancher Kultur, die später bestohlen, beraubt und vernichtet wurde. So erlebte das alte Ägypten um 2500 v. Chr. eine wirtschaftliche, technische und kulturelle Blütezeit dank seiner üppigen Goldvorkommen. Als diese zur Neige gingen, überfiel man die benachbarten Nubier, um deren Goldschätze für sich zu erschließen. Auch etwa 80 Jahre dauernde Blütezeit des griechischen Stadtstaates Athen beruhte auf Gold: Auf dem Gold, das die Perser den Athenern als Tribut für eine verlorenen Krieg zahlen mussten. Das Römische Reich zerbrach, nachdem es die eigene Goldvorräte verschwendet hatte. Spanien sandte seine Eroberer in alle Teile der Welt, um die Staatskassen mit Gold aufzufüllen: Bei der Landung im vermeintlichen Indien soll die erste Frage von Kolumbus an die Eingeborenen gewesen sein: “Wo ist das Gold?“ Am 24. Januar 1848 fand James Marshal Gold im Sacramento River und löste damit den Goldrausch von San Francisco aus. Die Brüder Struben begannen 1883 in Südafrika den Goldbau in den Witwatersrand Mountains bei Johannesburg. Heute ist Südafrika der größte Goldförderer der Welt. Die Sowjetunion steht an zweiter Stelle der Welt- und Goldförderung.
Weißt Du, dass
… dank seiner unglaublichen Verformbarkeit können 10 Gramm Gold zu einem hauchdünnen, lichtdurchlässigen Blatt von 3,5m² oder zu einem spinnwebfeinen Draht von fast 25.000 m Länge verarbeitet werden
… bereits 3000 v. Chr. befestigten die Ägypter Zähne mit Golddraht. Und die Etrusker stellten schon 500 v. Chr. Goldbandprothesen her; Ägypter, Griechen und Römer beherrschten zum Beispiel die Prospektion, den Bergbau und das Metallschmelzen bis zu Perfektion
… andere technische Impulse gingen indirekte vom Gold aus – durch die Alchemie. Ihr Ziel war die Gewinnung von Gold aus niederen Stoffen, was nie gelang. Doch Alchemisten entdeckten bei ihrer Arbeit andere, wichtige „Nebenprodukte“: Johann Friedrittger fand z. B. das Porzellan, als er für August den Starken, König von Sachsen und Polen, Gold herstellen sollte
Iwona Rygielska
© Fotos: Iwona Rygielska
Übersetzung: Radosław C.