Masowien (Mazowsze)
… ist ein historisches Land im Mittellauf der Weichsel, bekannt durch faszi-nierende, romantische Landschaft. Geprägt durch das weites Flachland, bunte Wiesen und Wäldern, ein Netz von Flüssen und sauberen Seen. Kampinoski-Nationalpark (38544 km²) hütet die Binnendünnen und Sumpfgebiete der Kampinoska-Urwald (Puszcza Kampinoska) und der Biała-Urwald (Puszcza Biała) mit den imposanten Kiefern und verblüffende Pilzreichtum. Seit Jahrhunderten treffen sich hier mehrere Religionen und Kulturen: polnische, litauische, weißrussische und ukrainische und führen hier das harmonische Zusammen-leben. Zielona-Urwald (Puszcza Kurpiowska) nimmt sein Namen von Kurpien, einem Volk das sich nie einer fremden Macht unterworfen hat, das hier seit Jahrhunderten lebt und ihre interessante, spezifische Kultur schuf und weiter pflegt.
Masowien ist ein gastfreundliches Land, wo sich Tradition und Fortschritt ergänzen. Ein historisches Gebiet, einer der ältesten Landesteile und einer der größten geographischen Landschaften Polens. Seit der Zeit der ersten polnischen Herrschers Mieszko I. gehört das, im 12. Jh. entstandene, politisch unabhängige Fürstentum von Mazowsze zur Piasten-Monarchie. Im 16. Jh. wurde Masovien dem polnischen Staat angeschlossen und in dieser Zeit erlebten die an den Handelstrassen liegende Städte-Warschau (Warszawa), Pultusk (Pułtusk), Plock (Płock) und Lomscha (Łomża) ihre größte Blütezeit. Masovien ist ein Land voller monumentalen Bauwerken: Kathedralen, historische Herrenhäuser, imposante Burgen, wunderschöne Schlösser oder malerischen Dorfkirchen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Warschau, die Hauptstadt Polens und gleichzeitig Masoviens, ist ein wichtiger Verkehrsknoten, ein Kultur- und Wirtschaftszentrum. Es ist eine Stadt mit vielen Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern und Museen. Für Touristen und Warschauer ein attraktiver Ort mit stillvollen Restaurants, Cafes und Galerien.
Ein scheinbar eintöniges Flachland verblüfft durch seine Seengebieten, Altmoränenlandschaft und Dünengelände. Seit Jahren ein anerkanntes touristisches Ziel das durch moderne Hotels, Sport- und Freizeiteinrichtungen beeindruckt. Nicht nur ein ideales Wochenendziel für alle, die sich aktiv erholen möchten, es ist auch ideal für Familien mit Kindern, die die Ferien auf dem Bauernhof erleben möchten. An der nordwestlichen Stadtgrenze Warschau beginnt der herrliche Kampinoska-Urwald (Puszcza Kampinoska). Die unmittelbare Nachbarschaft einer riesigen, unter Naturschutz stehenden primären Naturlandschaft mit einer Großstadt ist schon eine weltweite Seltenheit. Nationalpark Kompinoski wurde im Jahre 2000 von der UNESCO zum Weltbiosphärenreservat erklärt. Der Sandboden ist mit Kiefernwald und mit Wacholder bewachsen. Die ältesten Bäume sind weit über 200 Jahre alt. Die Flora vertreten 1245, darunter 61 naturgeschützte Arten und die Fauna ist mit Elchen, Steinmardern, Luchsen und Marderhunden nicht weniger prachtvoll. Die Sumpfgebiete haben die Vögel-Kraniche, Reiher, Graureiher und Störche für sich in Anspruch genommen. Die Tier- und Pflanzenwelt der Kampinoska-Urwald wird in 23 Sonderreservaten streng geschützt. Biała–Urwald ist ein Waldgebiet (45.000 Hektar) mit schönsten Erholungsgebieten am Fluss Bug. Eine Naturlandschaft, die von der EU auf die Liste des Natura 2000* eingetragen wurde. Ein Paradies für Angler und Wassersport-begeisterten. Den Touristen stehen 350 km romantische Wanderwege durch den Urwald zur Verfügung.
Masovien blieb von großen Schlachten und Truppenzügen nicht verschont. Durch Masovien marschierte 1410 das polnische Heer nach Tannenberg* (Grunwald). Im 17. Jh. wurde das Land durch die schwedische Armee heimge-sucht, während der blutigen Schlacht bei Maciejowice (10 Oktober 1794) mit der russischen Armee wurde Tadeusz Kościuszko schwer verwundet, 1809 fand hier blutige Schlacht von Raszyń gegen Austria statt. Schauplatz von schweren Kämpfen im Novemberaufstand (1830), Januaraufstand (1860) und im 2. Weltkrieg. In Treblinka befand sich bis Juli 1944 das Zwangsarbeiterlager Treblinka I und II, wo 800.000 Juden den Tod fanden. Über die gesamte deutsche Besatzungszeit sind in dem Arbeitslager zehntausende Polen um Lebens gekommen. Auf dem Gelände wurde ein Museum eingerichtet. Das Museum in Palmiry* ist den Widerstandkämpfen auf dem Gebiet des Kampinoska-Urwald im 2. Weltkrieg gewidmet. Eine Gedenktafel des deutschen Übergangslager in Pruszków erinnert an die tragischen Folgen des Warschauer Aufstandes von 1944.
Barbara H. Seemann – Trojnar
* Natura 2000 ist die offizielle Bezeichnung für ein Netz von Schutzgebieten, das innerhalb der Europäischen Union nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) errichtet wird. Sein Zweck ist der länderüber-greifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. In das Schutzgebietsnetz werden auch die gemäß der Vogelschutzrichtlinie ausgewiesenen Gebiete integriert (Wikipedia)
* Gedenkstätte in Palmiry befindet sich in einem Waldstück in der Nähe der Ortschaft Palmiry. Hier wurden von der Gestapo und SS-Einheiten in den Jahren 1939-1943 geheime Massenerschießungen an der polnischen Zivilbevölkerung durchgeführt
Bibliografie
Doc. dr Tadeusz Łepkowski: Kleines Wörterbuch der Geschichte Polens
Krzysztof Burek: Polen
Masowische Tourismusorganisation