und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Globalisierung

globarisierung

Globalisierung hat nicht nur einen Weltmarkt für Güter und Kapital, sondern auch einen Weltmarkt der Ideen geschaffen

Roman Herzog

Kommentar

In den letzten Jahren geschehen in der Welt zahlreiche wichtige Wandlungen auf dem Wirtschaftssektor. Es wachsen die internationalen Mächte, die Investitionen wählerischer denn je entscheiden. Der Globalisierungsprozess greift besonders auf dem Gebiet der Finanzen und Kommunikation. Es entstehen internationale Finanzmärkte, die Arbeitslosigkeit steigt und schließt Menschen aus dem sozialen Leben aus. Die ethischen Probleme begleiten die Vernetzung der Wirtschaft schleichend. Der Kapitalismus hatte als eine Form der gesellschaftlichen Ordnung immer ein sehr expansives Format. Die Suche nach neuen Nachfragemärkten und der ständige Drang die Konkurrenz auszuschließen, führte in der Geschichte zu Kriegen und die unmenschliche Ausbeutung der Arbeiter zu blutigen, von Polizei und Armee unterbundenen, Streiks und Revolutionen. Der Kapitalismus basiert auf der Gewalt, jedoch nicht in ihrem wortwörtlichen Sinn.

Der ökonomische Terror ist genauso wirksam wie der politische. Man kann sich die Angst vor Arbeitsplatz- und Wohnungsverlust gut vorstellen. Sie macht die Gesellschaft gehorsam, viel wirksamer als eine Polizeidiktatur. Die letzten 20 Jahre zeigten ein neues Gesicht des freien Marktes: eine langsame Aufhebung der Zollbarrieren, der freie Kapitalzufluss, eine bis heute unbekannte Techno-logieentwicklung, die dazu führte, dass heutzutage nicht die Regierungen oder Parlamente über das Geschehen entscheiden, sondern die internationalen Konzerne und Banken. Die Politik der scheinbar unabhängigen Länder stellt offenbar nur eine Fassade dar, denn fast alle Staatsfunktionen hat heutzutage das Kapital übernommen und diktiert die Regel im Hintergrund. Das globale Kapital, das von den unabhängigen Ländern immer neue Aufhebungen verlangt (die Aufhebung der Zollbarrieren, die Begrenzung der Wirtschaftsintervention und der Tätigkeit der Gewerkschaften) führt zur einer Situation, in der der durchschnittliche Arbeiter ein Spielzeug im Spiel der großen Konzerne und derer dienenden Regierungen und Parlamente ist.

Seit der zweiten Hälfte der 90-er Jahre begann eine intensive Entwicklung der internationalen Wirtschaftsintegration. Deren Beweise sind die Globalisierungs-prozesse, die die Rationalität der Auswahl im Prozess der Umlokalisierung der Produktionselemente in der Weltwirtschaft vergrößern. Diese Prozesse entstehen durch den internationalen Handel, die internationalen Investitionen, die Produktionskooperation und den Technologieaustausch. Die Globalisie-rungsprozesse verbinden die Angebots-, Anfrage-, Arbeits- und Finanzmärkte der ganzen Welt und umfassen gleichzeitig die Produktion, den Austausch und den Verbrauch. Globalisierung ist ein Prozess der Vereinigung der Welt in einer einheitlichen Wirtschaftspolitik, sowohl der inneren als auch der internationalen und der wachsenden Wirtschaftsabhängigkeit verschiedener Länder vonein-ander. Die internationalen Entscheidungen und die Auswahl treffen jetzt große Konzerne und Betriebe und nicht mehr der Staat. Das führt zu einem immer geringeren Einfluss des Staates auf die Betriebskosten der Konzern und einer Einschränkung der Kontroll- und Regulierungsfunktion des Staates. Gleichzeitig gewinnen die Konzerne durch immer neue Herausforderungen immer mehr an Bedeutung. Die Globalisierung der Finanzmärkte dominiert die Umlokalisie-rungsprozesse der Herstellungsrohrstoffe in der Weltwirtschaft. Die Finanz-märkte erfüllen nicht nur die Rolle in den Transaktionen der Wirtschaftssubjekte verschiedener Länder. Die Liberalisierung des Kapitalumlaufs in der Weltskala und die Senkung der Transaktionskosten verursachten eine schnelle Entwicklung des Umsatzes auf den internationalen Kapitalmärkten.

In der Vergangenheit schafften die Vorschriften Klarheit in den Handlungs-bereichen der verschiedenen Bankinstitutionen: die Banken durften nicht mit Wertpapieren an der Börse handeln und die Betriebe durften nicht eine Banktätigkeit ausüben. Diese Regelungen beschränkten jedoch die Freiheit des Eintritts auf den Finanzmarkt, was wiederum eine Konkurrenz der dort tätigen Firmen einschränkte. Die Veränderungen, die nun um die Hälfte der 80-er Jahre die Weltfinanzmärkte umfassten, waren mit einer zunehmenden Konkurrenz, einer Deregulierung der Finanzmärkte und weiter einer neuen Regulierung der Finanzpolitik in einer neuen Form verbunden. Im Jahre 1986 ermöglichte die Londoner „Big Bank“ als erste mit riesigen finanziellen Mitteln die direkten Makleroperationen an den Börsen, die Entwicklung auf dem Wertpapiermarkt und den Baugesellschaften eine direkte Konkurrenz zu den Banken. Ähnliche Entscheidungen und Vereinfachungen in den anderen Ländern waren zu erwarten. Diese Entscheidungen führten jedoch zu einer zunehmenden Globalisierung der Finanzmärkte. In Folge des Aufhebens der Barrieren drängen die Finanz-leistungen in verschiede Bereiche ein, was zu einer wachsender Konkurrenz führt. Die finanzielle Globalisierung teilt die Ökonomen in Gegner dieses Prozesses, deren Meinung nach die Globalisierung eine Rückkehr zum alten Kapitalismus bedeutet und in Anhänger, die in der Globalisierung eine Chance für die rationale Wahl sehen. Sie versuchen zu überzeugen, dass in einer richtig geführten Wirtschaftspolitik die Wirtschaft im Stande ist, die richtigen ökonomischen Mittel als Antwort auf die Informationen aus dem globalisierten Weltmarkt zu verwenden. Die Welt wächst zusammen und die Globalisierung bietet eine Chance die Unterschiede zwischen den Armen und Reichen auszugleichen. Das bedeutet nicht Pakete zu schicken, sondern den armen Ländern Verdienstmöglichkeiten zu schaffen durch Marktoffenheit, Reduktion oder Aufhebung der Schulden und Errichtung moderner Technologien. Diese Länder brauchen den Ausgleich der Unterschiede und Barrieren. In der jetzigen Form des Globalisierungsprozesses werden sie jedoch ins Abseits gestellt.

Nach dem Zerfall des Kommunismus suchten viele Länder ihren Platz in der neuen ökonomisch-politischen Ordnung. Der Kapitalismus als das stärkere System entscheidet über das Schicksal der Welt. Es herrscht ein neues Handelssystem, das in allen Ländern nach den gleichen Lösungen verlangt: parlamentarische Demokratie, freie Marktwirtschaft und gemeinsame Handlungen – Globalisierung genannt. In diesem System wird jedes Land, das nicht nach gleichen Regeln handelt, als uninteressant, unterentwickelt und gebrechlich betrachtet. Und die reichen Länder, die die Mittel hätten um Hilfe zu leisten, interessieren sich nur wenig für deren Schicksal, es sei denn sie erreichen mit der Hilfe ihre eigenen Interessen. Die Globalisierung kann man als einen freien Waren-, Dienst- und Menschenumlauf definieren, was zu einer immer häufigeren Grenzenöffnung führt. Aber die einzige Sache, die freien Umlauf genießt, sind die Dienstleistungen, dank dem technolo-gischen Fortschritt vor allem in der Telekommunikation. Fax, Internet und Banksysteme, die große Geldsummen verschieben in wenigen Sekunden von einem Ort zum anderen.

Die Bewohner der Länder der Dritten Welt müssen erneut den Glauben an sich finden und nach einer neuen Identität suchen. Der Liberalismus und die Marktwirtschaft brachten ihnen Armut statt Reichtum. Die internationalen Finanzorganisationen versuchten schon 1975 verschiedene Aufbauprogramme einzuführen, sie brachten aber keinen Erfolg. Heutzutage fällt es diesen Organisationen schwer die zahlreichen Wirtschaftsprobleme der Welt zu lösen. Die koloniale Ausbeutung der Länder der Dritten Welt, der die reichen Länder ihren Reichtum verdanken, währt schon seit über 500 Jahren. In der Zeit des direkten Kolonialismus gewannen die Kolonialmächte England, Frankreich, Belgien, Holland, Portugal und Spanien große Reichtümer durch Metalle, Gewürze, Edelsteine, Landwirtschaftsprodukte und Sklaven. Heutzutage kann man in den Handlungen der großen internationalen Konzerne gegenüber den Ländern der Dritten Welt eine gewisse Ähnlichkeit mit den Zeiten der Kolonialmächte feststellen. Die Konzerne diktieren den Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung und senken gleichzeitig alle Nebenkosten, um dadurch den Gewinn zu erhöhen.

In der Zeit der Globalisierung bedeutet die Nebenkostensenkung eine Reduzierung der Arbeitsplätze oder die Produktion in Ländern mit einem niedrigeren Stundenlohn. Die Firma „Puma“ zum Beispiel stellt ihre Ware in Asien her, verkauft aber hauptsächlich in Europa und in den USA. Das bringt dem Konzern einen enormen Gewinn. Der Arbeiter, der monatlich 2000 Paar Schuhe produziert und für diesen Erfolg mitverantwortlich ist, verdient kaum 100 US-Dollar im Monat. Das entspricht dem Preis eines Schuhpaares von „Puma“ in den Industrieländern. Eine neue Wirtschaftsform, die auf der Ausbeutung der Umwelt, der billigen Arbeitskraft der armen Länder und dem Drang nach einem zunehmenden Gewinn beruht, führt zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Reichtums und vor allem zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das sind Probleme, die uns alle betreffen.

Im 21. Jahrhundert, in der Zeit der Globalisierung, gewinnt das Wissen eine enorme Bedeutung. Das Wissen ist die Fahrkarte für eine Teilnahme an den Grundhandlungen der Menschheit. Die Bildung, vor allem die höhere, ist ein wichtiges Element im Bau der Fundamente der gesellschaftlichen, auf einer Demokratisierung der Wirtschaftssysteme basierenden, Evolution. Man kann behaupten, dass die Bildung einen großen Einfluss auf die Richtung der Entwicklung hat und ein Symbol des freien Kapital-, Waren-, Kunst- und Informationsumlaufs bilden wird. Die Fähigkeit Wissen zu nutzen, die Möglichkeit die Informationen umzugestalten und neue Technologien zu entwickeln, die richtige Nutzung des menschlichen Kapitals haben eine große Bedeutung in der Kontrolle und im Zugang zu den verschiedenen Märkte. Eine wichtige Bedeutung gewinnt dabei die Hochqualifizierte Gruppe der Ökonomen, deren Aufgabe es ein immer hervorragenderer  Nutzen der Theorie in der Praxis und eine Informationsumgestaltung ist. Die Studentenzahl an den Hochschulen nimmt immer weiter zu. In den Jahren 1980 bis 1995 erreichte der Studentenzuwachs 61 %. Es entsteht ein enger Zusammenhang zwischen der Studentenzahl und dem ökonomischen Entwicklungsstand eines Landes. In den hoch industrialisierten Ländern beträgt der Anteil aller Studenten an den technischen und ökonomischen Fächer über 50 Prozent. Hinsichtlich des verschiedenen Hochschulzugangs in den Ländern und Regionen müssen wir uns bemühen, vor allem jungen Menschen nicht nur in der hoch industrialisierten Welt den Hochschulzugang zu gewährleisten.

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung erfolgt nur selten durch ein, wenn auch sehr wichtiges, Element und die Globalisierung ist eines solcher Elemente. Die Demokratisierung, das Zusammenwachsen der Länder, um den Handel und die wirtschaftliche Integration zu vereinfachen, die zunehmenden Unterschiede zwischen den reichen und armen Ländern, die gesellschaftliche und kulturelle Isolation ganzer Gesellschaftsgruppen aufgrund ethnischer und religiöser Probleme, sind Faktoren, die außer der Globalisierung die Entwicklung des Hochschulwesens beeinflussen. Die Globalisierung ist eine neue Erscheinung und die Welt schaffte es noch nicht, alle Prozesse der lokalen, nationalen und internationalen Etappen kennen zu lernen. Die Menschheit fängt gerade an ihr internationales Leben zu gestalten, um die Lösung der verschiedenen Probleme zu ermöglichen. Man soll in der Globalisierung nicht einen weitreichenden, den kulturellen Unterschied bedro-henden Plan sehen. Man soll sich aber bewusst sein, dass sie eine lokale und nationale Unabhängigkeit begrenzen kann, vor allem auf der wirtschaftlichen und finanziellen Ebene. Gleichzeitig aber kann sie zur gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung vieler Länder genutzt werden. Die Globalisierung lässt die Nationalitäten zusammenwachsen, bringt sie immer näher durch die traditionellen Medien, Satelliten – TV und vor allem durch Internet und elektronische Post. Sie macht den Zugang zum Weltgeschehen einfacher und wurde zu einer unzertrennlichen Eigenschaft unseres gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebensraumes.