Das Pieniny-Gebirge
Die Kronenberge (Pieniny) im polnisch-slowa-kischen Grenzgebiet genießt den Ruf, einer de schönsten Erdwinkel zu sein. Es ist ein Land von einzigartigem Reiz üppige Laub- und Nadelwälder, weiße einige hundert Meter hohe Felsen, alte Burgen, kleine Kirchen, und dazwischen im Tal die silberne Schlinge des, sich von der Tatra in reißenden Lauf den Weg bahnenden Dunajec. Darüber hinaus größte Ansammlung von Selten-heiten der Pflanzen- und Tierwelt was im Jahre 1960 das Weltkongress der Internationalen Union für Naturschutz zum Ausdruck gebracht hat und Pieniny als das „größte Juwel der Natur in Europa sowie eines der interessantesten Gebirge in aller Welt, und als solches der Popularisierung auf der ganzen Erdkugel würdig“ anerkannte.
Der Pieniny-Felsenzug, 30 Kilometer nordöstlich der Tatra, bildet den mittleren Teil der langen Kalkfelsenkette, der sich in einer länge von Hundert Kilometer erstreckt und besteht aus über tausend Felsen von vielfältigsten Formen und Namen. Die Kronenberge selbst sind klein, kaum zwölf Kilometer lang und nicht mal fünf Kilometer breit in derer Mittelpunkt erhebt sich das massiv Drei Kronen (Trzy Korony, 982 m ü.d.M.), von dem sich ein atemberaubendes Ausblick auf das Gebiet von Podhale, Spisz und die Mauer des Tatra-Gebirges eröffnet. Rings um den Zug liegen malerische, vom Bergvolkbesiedelte Dörfer und Städtchen verstreut doch das bekannteste ist der in einem Tal gelegene Kurort Szczawnica. Er bietet wertvolle Heilquellen und modernen Kureinrichtungen. Für Touristen die begehrten Ausgangpunkte sind auch Krościenko und Czorsztyn.
Die geologische Struktur der Pieniny ist ziemlich kompliziert; sie bestehen aus Jura- sowie Unter- und Mittelkreidekalkfelsen, seltene aus Sandstein. Zur Zeit der Bergbildenden Bewegungen erfolgten hier Ergüsse von Andesiten*, womit die in Szczawnica und Krościenko vorhandenen Mineralquellen zu erklären sind. Das Dunajec, von Kennern als der schönste Flussdurchbruch Europas bezeichnet, ist in Hornstein eingeschnitten. Auf einem Abschnitt von drei Kilometern bildet hier der Fluss sieben große Schlingen und verlängert so den Lauf bis zu acht Kilometern, also dreifach. Zu beiden Seiten steigen 150-300 hohe Uferbrüche und Kalkbergspitzen an, deren Hänge mit üppiger, oft urwüchsiger Vegetation bewachsen sind (Edward Hartwig, Pieniny, S.21). Die außerge-wöhnliche Vielfalt der Pieniny bewirkt überraschende Unterschiede im Mikroklima der einzelnen Gebiete, was natürlich Einfluss auf die Flora und Fauna ausübt die an vielen Stellen vom Menschen unberührtem Zustand erhalten blieb. Hier sind Relikten aus der Eiszeit* und sogar aus dem Tertriar* zu finden was bedeutet, dass hier nirgendwo auftretende Pflanzenarten zu finden sind wie die duftende Zawadzki-Chrysantheme, Bergweiden, Buchen- und Tannen-wälder oder auf den Felsen wachsende Reliktenkiefern. Es sind hier 160 Gattungen dieser Pflanzen hier beheimatet. In der Pieniny leben auch seltene (200) Vogelgattungen wie der seltener Uhu oder Mauerläfer, die Welt der Schmetterlinge ist beispiellos reich (1800 Gattungen), in den kristallklaren Gewässern sind zahlreiche Forellen und Lachsen zu Hause. Dieser Naturreichtum war auch der Grund dafür, hier ein Naturschutzgebiet zu gründen. Im Jahre 1932 entstand beiderseits der Grenze als der erste in Europa und zweite in der Welt ein Nationalpark (eine Fläche von 2231 Hektar) der dauernden Schutz für Flora und Fauna der Pieniny bietet.
Der Mensch trat in dem Gebiet schon in den prähistorischen Zeiten auf, obwohl die ältesten Siedlungen auf den 13. Jhr. datiert sind. Schon zur diesen Zeiten stand auf dem Felsen die Burg Czorsztyn, die später der König Kasimir der Große mit Mauern umgeben lies. Die Burg von Niedzica wurde im 14. Jhr. erbaut und um 1600 zur prächtigen Renaissance-Resident umgestaltet. In der Zeit vom 14. bis 16. Jhr. besiedelten dieses Gebiet die Lemken (die ruthenischen Völker) und erbauten hier die schönsten, unter dem Schutz der UNESCO stehenden Kirchen.
Ein beliebtes Reiseziel vieler Touristen wurden die Pieniny schon zu Beginn des 19. Jhr. Die Perle der polnischen Kurorten, Szczawnica, zog die Aufmerksamkeit der Kurgäste auf sich. Bereits um 1840 wurden zahlreiche Ausflüge nach Czorsztyn, auf die Drei Kronen oder die Flossfahrten auf dem Pieniny-Durchbruch, unternommen. Die Pieniny genießen den Ruf einer der schönsten Gegenden Polens zu sein. Die einst ärmlichen Dörfer verwandelten sich im Laufe der Zeit in beliebteste Erholungs- und Touristenorte. Im Sommer sind in der Region weit über eine Million Touristen zu verzeichnen und die unvergesslichen Flossfahrten auf dem Dunajec genießen über 150.000 Menschen.
Barbara H. Seemann – Trojnar
Fotos: Privatarchiv
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* Andesit, auch Islandit und früher Porphyrit genannt, ist ein feinkörniges Gestein, das zur Klasse der vulkanischen Gesteine gehört
* Tertiär bezeichnet man den geologischen Zeitabschnitt der Erdneuzeit; es begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren
* Eiszeiten sind Perioden der Erdgeschichte, in denen mindestens ein Pol der Erde vergletschert ist. Seit etwa 30 Millionen Jahren befindet sich die Erde im aktuellen Känozoischen Eiszeitalter
Bibilografie
Edward Hartwig: Pieniny
Enzyklopädie (PWN – Enzyklopedia Powszechna)