und Deutschland – Vergangenheit und Zukunft

Józef Skrzek

Er wurde in Schlesien, in Michałkowice in einer Bergmannsfamilie geboren. Schon als Kind interessierte er sich für Musik – er spielte und sang sie. Er wurde im Geiste von Kunst, Musik, Bildhauerei, Tanz aber auch Sport großgezogen. Mit dem Diplom der renommierten Mieczysław Karłowicz Schule in Kattowitz – Klavierklasse – hat er an der Musikakademie in Kattowitz studiert. Das Schicksal hatte aber andere Pläne mit ihm – sein Vater ist gestorben und Józef musste sein Studium unterbrechen, um als Bühnenmusiker seine Familie zu unter-stützen. Nach einjähriger Zusam-menarbeit mit der Band Breakout (Bass, Gesang und Klavier) ist er wieder nach Schlesien zurückgekehrt, wo er seine eigene Band gründete: SBB. Diese Band hat neue Trends in der polnischen Musik und möglicherweise sogar in der Weltmusik geschaffen.

Józef Skrzek ist im Künstlerleben ein Wanderer und diese Wanderung zu den Menschen bildet den Kern seines Daseins. Seine Wanderung durch verschiedene musikalische Orientierungen hat sehr früh angefangen und dauert bis heute. Seine Wanderwege führen in verschiedene Himmelsrichtungen und erreichen verschiedene Menschen; sie sind nicht nur mit der Bühne als solche verbunden. Das Hauptziel ist, Anknüpfungen mit anderen Völkern, mit neuen Menschen zu schaffen.

Als Polen sich hinter dem „Eisernen Vorhang“ befand, hat er mit seiner Band auch die „andere Seite“ besucht. Er spielte auf europäischen Festivals, mit dem Mahovishnu Orchester in München, mit Bob Marley in Roskild. Damals brachten solche Wanderer den Mitmenschen gute Nachrichten aus der Welt hinter dem „Eisernen Vorhang“. Sie sagten: „Hallo! Alles ist gut“. In Polen wandelte er zwischen verschlossenen, manipulierten Menschen. Der Wanderer war wie ein guter Geist – wo er hinkam, hat er etwas Gutes mitgebracht. Es hatte nichts mit Kommerz zu tun. Er war zufrieden, dass er wandern konnte.

In der damaligen DDR haben die in Uniformen gezwängten „Burschen“ seinen Konzerten gelauscht – dieselben, denen man gesagt hatte, sie sollen düster und drohend wirken. Während dieser Konzerte in militärischen Einheiten, sang er Lieder über die Freiheit und die Burschen in Uniformen haben Tränen in den Augen gehabt… Das einzige, was versucht uns zu entzweien, es heißt… Politik – sagt er.

In den Achtzigern, in der Zeit der großen Veränderungen, am Vortag der Revolution ist Józef Skrzek auch gepilgert. Das war die Zeit Johannes‘ Paul II., deswegen die Beschreibung „pilgern“, die etwas anderes als „wandern“ bedeutet, im Prinzip aber dasselbe ist. Damals musste man im eigenen Volk seine Identität finden; mehr als eine Million Menschen waren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Manche sind jedoch geblieben und haben trotz Hindernisse weiter gute Nachrichten verbreitet. Man konnte ausreisen, man konnte bleiben… Józef Skrzek entschied sich für die zweite Möglichkeit. Statt in der Politik mitzumischen, trat er mit seiner Musik in Kirchen auf. Da er ein gläubiger Mensch ist, schöpfte er seine Inspiration aus dem Glauben. Dazu kam auch seine Treue zu allem, was ihm aus der Familientradition übermittelt wurde. Den Glauben setzte er in Musiktöne um. Er hat als erster Orgelmusik Synthesizerklänge hinzugefügt, was einen völlig neuen Sound erzeugte, dabei auch eine neue Erfahrung brachte. Das, was Józef Skrzek in Jasna Góra mit seinen elektronischen Instrumenten spielte, war eine Sensation… das ganze Gefolge der weißen Paulinen saß dabei mit geöffnetem Mund. Heutzutage sind solche Klänge schon populär geworden, aber damals war ich einer der Pioniere… sagt er.

Er hat angefangen untypische Instrumentalisierungen zu erschaffen, die auf Inhalten basierten, die damals in der Musik nicht vorgekommen sind. Anlässlich des Besuches des Papstes Johannes Paul II. in Schlesien hat Józef Skrzek eine Marienkantate zu den Marienhymnen von Roman Brandstaedter komponiert: Über die Madonna, Über das Heilige Fräulein, Über die Mutter des Wortes, Über die Mutter der polnischen Sprache, Mutter des Gottes.

Józef Skrzek spielte mit verschiedenen Bands, in verschiedenen Musikstilen, auf verschiedenen Plätzen. Und so spielte er mit Czesław Niemen, Tadeusz Nalepa, Tomasz Stańko, Tomasz Szukalski, Halina Frąnckowiak, Rysiek Riedel, mit seinem Bruder Jan „Kyks“ Skrzek, mit der Band Dżem. Er führte auch den Klub „Leśniczówka“ (Die Försterei), der die musikalische schlesische Elite beinhaltete. Er ist nämlich der Meinung, dass die Unterschiede nur bereichern können, da sie einen ganz anderen Blick auf das Schaffen und auf die Menschen, die mit dem Schaffen verbunden sind, ermö-glichen…

In der neuesten Box „Viator“, zu dessen Erscheinen ihn unzählige Fans und Liebhaber seiner Musik ganze zwei Jahre überreden mussten, werden sich auch viele Aufnahmen befinden, die bisher im Archiv auf verstaubten Bänder liegen, da sie noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden… Lächelnd fügt er hinzu, dass der Produzent aus der Schlesischen MMP (Metal Mind Produktion) aus reinem Pflichtgefühl Interesse an ihm zeigte, da keine der warschauer Firmen mit ihm konkret reden wollte. Józef kommt aus Schlesien, wo es sehr viel Blei und Metall gibt – es ist also klar, wer ihn unter seine Fittiche nehmen musste…

Es ist nicht möglich alle seine Konzerte aufzuzählen. Es lohnt jedoch, sich an ein paar von ihnen zu erinnern:

Częstochowa – Jasna Góra (Tschenstochau – Heller Berg); Warszawa – Bazylika Św. Krzyża (Warschau – Basilika zum Heiligen Kreuz); Katowice – Archikatedra Chrystusa Króla (Kattowitz – Christkönigskathedrale); Kamień Pomorski – Bazylika Kołobrzeska (Cammin – Kolberger Basilika); Wrocław – festival Vratislavia Cantas (Breslau, Vratislavia Cantans Festival); Musikfestivals in Pisz (Johannisburg), Ricochet Gathering, Komarno, Gomera, Toskana, Yellowstone; St. Petersburg – Festival SKIF; Wuppertaler Orgeltage; Kathedrale von Oliwa – Oratorium „Zatoka Pogromców Burz” („Die Bucht der Gewitterbezwinger“); Moskauer Bolschoi Theater – Ballet „Karłowicz Interpretationen“; Warschauer Theater Dramatyczny – „Kaligula“; Warschauer Theater Powszechny – „Medea“.

Józef Skrzek wurde für die Musik zu den Bühnenstücken „Historyja o Chwalebnym Zmartwychwstaniu“ und „Noc w Operze“ mit dem Preis „Goldene Maske“ ausgezeichnet. Sein Schauspiel „Follow My Dream“ gewann auf dem Festival in Knokke – Belgien – den 1. Platz. Außerdem bekam Józef Skrzek 2005 den Ehrentitel „Schlesier des Jahres“. Er ist auch Träger des Wojciech Korfanty Preises. Man soll auf keinen Fall seine Klavierrecitals und viele Konzerte vergessen, die zum Gedenken an Johannes Paul II. gespielt wurden, u. a. in Berlin und im Vatikan.

Seit über 20 Jahren tritt er regelmäßig in seinem Atelier im Schlesischen Platenarium in Chorzów auf, wo er solo oder zusammen mit eingeladenen Gästen Musik macht. In den Neunzigern präsentierte Józef Skrzek eine ganze Reihe musikalischer Freilichtspektakel, die auf ungewöhnlichen Plätzen stattfanden. Beispielsweise wie das Konzert auf dem Berghang Stecówka in den Schlesischen Beskiden unter Mitwirkung von Bergbewohnern aus den Karpaten (górale), wo die gemeinsame Komposition „Serce Górala i Groń“ vorgestellt wurde. Für das Konzert wurde eine 1,5 t schwere Glocke installiert, die bis heute hängt. Die anderen außergewöhnlichen Konzerte fanden in der Schlucht Repty bei Tarnowskie Góry, im unter Denkmalschutz stehenden Bergwerk in Tarnowskie Góry, als unterirdisches Konzert, auf dem Schlosspark-gelände in Świerklaniec und auf dem Leuchtturm in Kołobrzeg statt. Unvergessen sind auch Konzerte, die beim Sonnenaufgang in der masurschen Bucht Sztynort Tausende von Zuschauern begeistert haben.

Zu den Werken von Józef Skrzek gehört auch die gegenwärtige Oper „Pokój Saren“, die im Doppel-album mit symphonischem Orchester und Chor aufgenommen wurde. Gleichzeitig wurde diese Musik für den Film bearbeitet. Józef Skrzek komponiert mit Erfolg auch Film- und Theatermusik. Jetzt bereitet er eine größere Komposition „Oratorium Górnośląskie“ (Oberschlesische Oratorium) vor. Im XXI Jahrhundert setzt Józef Skrzek seine, schon früher angeschlagene Richtung fort und neben-bei sucht er weiter nach neuen Ausdrucksformen. Ein Beispiel dafür: New Century aufgenommen mit Paul Wertico und Apostolis…

Die neueste Platte mit der Band SBB SKAŁA bestätigt deutlich die standhafte Präsenz von Józef Skrzek in der gegenwärtigen Welt…

… das ist meine Reise ins Fantasieland…

 

Józef

Übersetzung: Katarzyna Schilling-Sperber

 

 

Bibliographie
Śląska Witryna Muzyczna
Gespräch: Krzysztof Krakowski mit Józef Skrzek